Rund 80 interessierte Zuhörer kamen gestern zu einem spannenden Streifzug durch Tingleffs Geschichte, zu dem Tinglev Bibliotek und die Deutsche Bücherei eingeladen hatten.
Bent Pawlowski und Leif Christiansen vom Lokalhistorischen Archiv in Tingleff wussten lebhaft und anschaulich zu erzählen, wie sich Tingleff von einer kleinen Ansammlung von Höfen rund um die Kirche (und dazu gehört auch das Gebäude der Deutschen Bücherei) zu einer Kleinstadt mit eigenem Bahnhof entwickelte.
Von mysteriösen Moorleichen war die Rede, vom Brand des Kirchturms, der das Blei auf dem Dach schmelzen ließ, von einer Mühle auf dem heutigen Zentrumplatz, die Stein für Stein aus Sonderburg abgebaut und in Tingleff wieder aufgebaut wurde.
Im Mittelpunkt aber stand der Bahnhof, der vor 150 Jahren, am 15. April 1864, eingeweiht wurde. Leif Christiansen hatte in mühevoller Recherche und Kleinarbeit ein Modell des Bahnhofes nachgebaut, nur an Hand von noch wenig existierenden Fotos.
Gut konnte man den Wasserturm erkennen, der für die Befüllung der damaligen Dampflokomotiven benötigt wurde. Auch von den „Schwellenhäusern“ wurde erzählt, die man, für damalige Verhältnisse mit 70qm relativ groß, aus gebrauchten Eisenbahnschwellen baute.
Viele Kindheitserinnerungen wurden beim vorwiegend älteren Publikum wach, die noch als kleine Steppkes in der Remise gespielt oder Verwandte in den Schwellenhäusern besucht hatten. Gerade solche Erinnerungen sind für das Lokalhistorische Archiv Gold Wert, so konnten auf alten Fotos von Post- oder Eisenbahnmitarbeitern Personen identifiziert werden, bei denen man sich nicht ganz über den Namen im Klaren war. Bent Pawlowski rief noch einmal dazu auf, bevor man irgendwelche alten Fotos oder Erinnerungsstücke wegwerfe, doch erst das Lokalhistorische Archiv zu kontaktieren, damit diese für die Nachwelt bewahrt werden könnten.
Dies, so waren sich alle Beteiligten, ob Zuschauer oder Veranstalter, einig, war wohl nicht der letzte historische Abend in gemeinsamer Runde, die Liste der möglichen Themen ist noch lang.