
Schöner wohnen – auch für die Vogelschar
Der Kieler Klaus Skudlarz hat seine große Freude an „Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar“, die es sich – je nach Jahreszeit – in seinem Garten wohl sein lassen. Da fehlt es dann bei ihm auch nicht an Futterhäuschen und Nistkästen der bislang üblichen Art. Auf die Idee aber, den Gefiederten auch mal statt der herkömmlichen Schlichtbauten eine andere „Architektur“ samt fröhlich-farbigem Dekor anzubieten, wäre der heute 75jährige zeitlebens nie gekommen. Aber dann traf ihn vor gut einem Jahr ein harter Schicksalsschlag. Skudlarz erkrankte an Lymphdrüsenkrebs, musste operiert werden und sich der Chemotherapie unterziehen.

Für den lebenslustigen und aktiven Rentner ließ die damit einhergehende psychische Belastung eine Welt zusammenbrechen. Doch er wollte nicht resignieren, sein Denken sollte nicht ständig um die Erkrankung kreisen. Er suchte nach Möglichkeiten, dagegen anzugehen. Bei einer Reise ins Erzgebirge mit seinen Kunsthandwerkern hatte er noch vor seiner Erkrankung auf einem dortigen Weihnachtsmarkt knallbunt gestrichene Vogelhäuser gesehen und fotografiert. Er schaute sich die Bilder noch mal an – und beschloss: daraus kann ich was machen. Er hatte nach seiner Schulzeit – damals in der DDR – Metallfräser gelernt. Noch als Jugendlicher war er mit seinem Freund 1956 heimlich über die Zonengrenze in den Westen gegangen. Ein Onkel in Kiel war Kapitän auf einen Hochsee-Fischdampfer. Bei dem heuerte er an – und das Meer wurde seine Welt. Er fischte vor Grönland und Island, arbeitete sich nach oben, bis er selber das Kapitäns-Patent für mittlere in der Tasche hatte, war dann u.a. ein Jahr lang als Schiffsführer vor Bornholm Steinfischer für den Hafenbau auf der Ostseeinsel. „Der Norden hat mich immer begeistert“, erinnert sich Skudlarz.

Das sieht man auch an seinen eigenwilligen Vogelhaus-Kreationen mit den skandinavischen Motiven. Und die Häuser zeigen auch, dass ihm das Handwerkliche, das er einst als Fräser gelernt hat, im Blut liegt. Denn nicht nur von der Ausgestaltung und der Dekoration her ist jedes Exemplar ein kleines, liebevolles Meisterwerk – auch die gesamte Verarbeitung zeigt solides handwerkliches Können. „Da habe ich mich also in meiner kleinen Werkstatt an die Arbeit gemacht, und mich stundenlang ganz auf diese konzentriert. Dabei habe ich voller Freude festgestellt: du hast ja heute den ganzen Nachmittag nicht an deine Krankheit gedacht.“

Er baue natürlich alles nach der „Vogel-Din-Norm“, schmunzelt Skudlarz. Die Einfluglöcher haben den für die Nistkästen von Vogelschützern vorgegebenen Durchmesser. Bei den gefrästen Lochrändern ist das Holz bewusst nicht geschliffen, damit die Meisen ihrer großen Leidenschaft frönen können, diese mit wochenlangen, unermüdlichen Schnabelhieben selber zu glätten. Für das Innere der Nistkästen ist auf jede Farbe verzichtet worden. Und in den größeren Häusern mit ihren Futterplätzen im „Erdgeschoss“ haben die Seitenwände zusätzliche Fluchtöffnungen. Alle Böden der Nistkästen lassen sich mit einem Klapp- oder Drehmechanismus zum Reinigen nach der Nistperiode öffnen. Und in einigen „Gebäuden“ – wie in der Kirche oder im Leuchtturm – gibt es sogar zwei „Wohnetagen“ übereinander. Die Außenwände fertigt Skudlarz überwiegend aus dickem, mehrschichtigem Leimholz , und jedes Haus erhält auch noch eine doppelte Endlackierung mit Klarlack, damit auch alles recht wetterbeständig ist.

Ob sich denn nun die Vogelschar über das neue Schöner Wohnen und Futtern auch freut, wollen wir von Skudlarz wissen. „Mit Sicherheit,“ meint er schmunzelnd, “bei mir im Garten singen die jetzt viel schöner. Und selbst wenn es nicht so ist, dann erfreut der Anblick eben meine Frau und mich und die Nachbarn.“ Aber mehrgeschossiges Nisten der Vogelschar? „Das ist erst mal nur ein Angebot von mir. Am Ende der diesjährigen Brutsaison werde ich wissen, ob das Etagenwohnen bei den gefiederten Mietern auch nachgefragt wird.“
(Tekst von Hans Joachim Kürtz)
Die Häuser sind zu Unkostenerstattung erhältlich, die Preise liegen zwischen 20€ und 75 € für die große Kirche.
Die Ausstellung ist bis zum 28.03.2014 zu sehen.