Gestern abend, kurz vor Feierabend:
Die Tür steht noch auf, eine Leserin blättert in den Zeitschriften, die rückgegebenen Bücher werden an ihren Platz zurückgestellt. Da spaziert unvermittelt ein älterer, rundlicher Hund aus dem Stamme der Pekinesen in die Bücherei und sieht sich um.
Nun ist Tingleff nicht so gross, und mittlerweile kenne ich die Nachbarn und deren Hunde. Aber zu denen scheint er nicht zu gehören. Ganz zutraulich lässt er sich streicheln und erkundet neugierig die Bücherei. Was soll man mit so einem Leser anfangen? Halsband hat er nicht. Draussen ist auch niemand zu sehen, der seinen Hund sucht. Bei den neu eingezogenen Mietern nebenan gefragt, ob sie den Hund kennen würden? Negativ.
Vielleicht findet er den Weg ja von alleine zurück, wenn wir die Tür wieder aufmachen? Keine gute Idee – unverdrossen marschiert er direkt auf die Hauptstrasse, so dass Bus und Autos bremsen müssen. Auf der anderen Seite angekommen, dreht er um und will zurück. Zum Glück handelt es sich nicht um eine Dogge, dieser Hund lässt sich unter den Arm klemmen und sicher in die Bücherei zurückbringen.
Die Leserin macht den Vorschlag, dass sie die Strasse abklappern könnte, ob jemand den Hund kennt. Wir binden ihm also einen Strick um den Bauch und die beiden gehen los. Etwas später kommt sie wieder: Heimatadresse gefunden! Zwar ist die Besitzerin nicht zu Hause, aber die Nachbarn erkennen den Hund. Aus dem Gehege im Garten konnte der Hund leicht entkommen, wie er gleich wieder unter Beweis stellt. Die Nachbarin bot sich also als Hundesitterin an, bis die Besitzerin wieder zu Hause ist.
Des Rätsels Lösung: Der Hund war vor ein paar Tage aus dem Tierheim adoptiert worden und stocktaub! Kein Wunder, dass er die Autos nicht gehört hatte!
Happy-End!

P.S. Die Katze, die gestern nachmittag hereinspazierte, fand alleine nach Hause 🙂