Land und Leute, Sprache, Kultur und Literatur – nach 6 Jahren in Norwegen ist Annegret aus der Bücherei Hadersleben immer noch fasziniert von unserem Nachbarn im Norden.

Dass das Land neben Fjorden und Fischen auch literarisch etwas zu bieten hat, beweist die Frankfurter Buchmesse, die dieses Jahr Norwegen als Gastland gewählt hat. Hier kann man viele der norwegischen Autoren und Autorinnen treffen. Wem der Weg nach Frankfurt zu weit ist, besucht den Literatursommer in Schleswig-Holstein, auch hier liegt dieses Jahr der Schwerpunkt auf Norwegen.
Jostein Gaarder ist hierzulande einer der bekanntesten norwegischen Autoren, seit er mit „Sofies Welt – Roman über die Geschichte der Philosophie“ aus dem Jahre 1991 einen Welterfolg schrieb. Über 40 Millionen weltweite verkaufte Exemplare eines Jugendbuches, das quasi durch die Hintertür einen Einblick in die Geschichte der Philosophie gibt.
Der ehemalige Lehrer und Dozent (1952 in Oslo geboren), der Philosophie, Theologie und Literaturwissenschaft studiert hat, schreibt vorzugsweise für Kinder und Jugendliche. Sein großes Interesse an philosophischen Fragen lässt sich nicht verleugnen.
Annegret hebt das Buch „Das Orangenmädchen“ hervor, das im Jahre 2003 erschien und mittlerweile auch verfilmt ist. Der 15jährige Georg findet an ihn gerichtete Briefe, die sein Vater ihm vor Jahren kurz vor seinem Tod geschrieben hat. Sein Vater schreibt von seiner Suche nach dem Orangenmädchen und greift gleichzeitig dialogisch die existenziellen Fragen auf, die seinen Sohn (und damit den Leser) zum Nachdenken bringen sollen.
„Das Leben ist kurz für alle, die wirklich begreifen können, dass die Welt eines Tages definitiv ein Ende nimmt.
Aber nicht alle können erfassen, was es wirklich heißt, irgendwann für alle Ewigkeit fort zu sein.
Es gibt so viel, was diese Erkenntnis erschwert, Stunde für Stunde, Minute für Minute.
(aus „Das Orangenmädchen“ von Jostein Gaarder)

Zur Auftaktveranstaltung des Literatursommers las Jostein Gaarder aus seinem neusten Buch „Genau richtig“, das in Kürze in Hadersleben zu erhalten ist. Mit kraftvoller Stimme, voller Temperament und auf singendem Norwegisch begeisterte Gaarder bei der Lesung das Publikum, das sich durch das Klangerlebnis faszinieren ließ und den Inhalt erst durch die deutsche Übersetzung, gelesen von Christian Kämpfer, verstand.
Zeit für ein Autogramm und einer persönlichen Widmung in das von ihren Kindern geliebte „Weihnachtsgeheimnis“ blieb im Anschluß an die Lesung.
Besonders hervorheben möchte Annegret die wunderbaren Übersetzungen durch Gabriele Haefs, deren Verdienst es ist, dass das deutsche Publikum einen Einblick in die norwegische Literatur nehmen darf.
Soll es einmal nicht Norwegen sein, greift Annegret gerne zu Biografien. Joachim Meyerhoffs vierbändige Biografie, die auszugsweise durch seine Mutter bei einer Veranstaltung in der Bücherei Sonderburg vorgestellt wurde, hat sie gerne gelesen, sind wir doch in einem Band in Schleswig unterwegs. Auch Christian Berkel „Der Apfelbaum“ ist lesenswert, so Annegret.
Der Schauspieler Berkel hat in seinem Buch das Leben seiner jüdischen Mutter aufgeschrieben, die unter den Verfolgungen in der Nazi-Zeit zu leiden hatte und über Frankreich nach Argentinien emigrierte. Gründliche Recherchen supplieren die Erinnerungen der Mutter und lassen Vergessenes ans Tageslicht kommen. „Eine Liebeserklärung an seine Mutter“ so bezeichnete Berkel seinen Roman. Ein Interview des NDR mit Berkel ist hier nachzulesen und zu hören.
Rieke Patwardhans Kinderbuch „Forschungsgruppe Erbsensuppe“ möchte sie hervorheben. Ganz neu auf dem Buchmarkt verbindet dieses Kinderbuch Detektivgeschichte und Kinderbande mit der aktuellen und damaligen Flüchtlingssituation. Die Großmutter von Nils fängt in letzter Zeit an, Erbsensuppe zu horten und Koffer zu packen. Was ist da los? Wie gut, dass mit Lina aus Syrien ein Mädchen mit detektivischem Spürsinn neu in die Klasse kommt. Zusammen mit Evi bilden sie die „Forschungsgruppe Erbsensuppe“, die dem Geheimnis auf die Spur kommen will.

Um einen Ausflugstipp in die nähere Umgebung (NICHT Norwegen!) ist sie nicht verlegen. Blåhøj – einer der höchsten Punkte auf Løjt Land ist einen Besuch Wert. Von weitem sieht der Hügel („Klein sind deine Berge“) nicht beeindruckend aus. Fast fährt man vorbei, wenn man den Skrevenstenvej entlangkommt. Ein kleiner Trampelpfad am Feldesrand führ zur Hügelkuppe, von der man einen wunderschönen Blick über Løjt Land, Barsø bis Alsen hat.

Der Sage nach kann man des Nachts den kopflosen Pastor sehen, der wegen Landesverräterei hier hingerichtet wurde.