Einen fetten grünen Haken auf seiner Wunschliste hat Poul-Erik Thomsen, Vorsitzender des Trägervereins für ein Kulturhaus für Mehr- und Minderheit in Tingleff, setzen können.
Thomsen kann sich darüber freuen, dass im erweiterten Vorstand der geplanten Kulturstätte unter dem Namen TINKA (Tinglev Fælles-, Kultur- og Aktivitetshus) sowohl eine Repräsentantin des dänischen Bibliothekswesens als auch der Deutschen Bücherei Tingleff vertreten sind.
Großes Anliegen des TINKA-Projekts war und ist es, dass sich beide Büchereien im Kulturhaus befinden und so eine Synergie für Minder- und Mehrheit entsteht.
Selbst ist die Frau
Claudia Knauer, Direktorin des deutschen Büchereiwesens in Nordschleswig, hatte im Vorwege der Generalversammlung des Trägervereins auf Anfrage betont, dass man das Vorhaben begrüßt, es unterstützt und in Erwägung zieht, eine Person in den TINKA-Vorstand zu entsenden.
Lange suchen mussten der Büchereiverband und Claudia Knauer letztlich nicht. Die Büchereidirektorin erklärte sich kurzerhand bereit, den Posten selbst zu übernehmen. Am 25. April hat sie in Tingleff bereits die erste Vorstandssitzung.
Für die dänische Bibliothek Tingleff ist Charlotte Stoltenberg dabei, Gesamtleiterin der Bibliotheken in der Kommune Apenrade (Aabenraa).
„Es ist eine deutliche Stärkung des Vorstandes und damit auch eine Stärkung für das Projekt, das darauf abzielt, in Tingleff einen Mittelpunkt für eine Gemeinschaft von Dänisch und Deutsch, aber auch von ,Ureinwohnern’ und Zuzüglern zu schaffen“, so die Worte von Poul-Erik Thomsen in einer TINKA-Mitteilung.
Büchereien als Hauptschlagader
Die deutsche und dänische Bücherei unter einem Dach wären die Hauptschlagader eines neuen Kultur- und Aktivitätshauses, so Thomsen.
Der Vorstand liebäugelt nach wie vor damit, das Vorhaben auf dem Gelände des ehemaligen Pflegeheims „Grønningen“ zu realisieren und dabei auf den noch gut erhaltenen Gebäudeflügel „Bella Vista“ zurückgreifen zu können. Dieser Wunsch ist der Kommune bei der Anhörung zur Gebäudeanalyse zurückgemeldet worden.
Aus dem von fünf auf sieben Mitglieder erweiterten TINKA-Vorstand schied Preben Christensen auf eigenen Wunsch aus. Für ihn ist Laila Renkwitz gewählt worden. Christensen erklärte sich aber bereit, einen Vertreterposten zu übernehmen.
Der Vorstand setzt sich wie folgt zusammen:
Poul-Erik Thomsen (Vorsitzender), Hans Friedrich David (stellvertretender Vorsitzender), Laila Renkwitz (Kassiererin), Morten Heilmann Sørensen (Schriftwart), Claus B. Jørgensen, Charlotte Stoltenberg sowie Claudia Knauer.
Zu „100 Jahre Miteinander in Tingleff“ ist eine kleine Chronik verfasst worden.Foto: DN
Gelungener Plan B: Statt eines Theaterstücks anlässlich 100 Jahre dänische Wiederangliederung Nordschleswigs haben deutsche Institutionen und Vereine coronabedingt ein kleines Geschichtsheft mit Anekdoten aus dem Tingleffer Raum herausgebracht. Das informative und zugleich amüsante Werk kann ausgeliehen werden.
Wie war es eigentlich damals in Tingleff und Umgebung, als die Grenze neu gezogen wurde und als mit der Wiederangliederung Nordschleswigs (Genforening) 1920 auf einen Schlag alles wieder dänisch wurde? Wie lief das gesellschaftliche Leben damals zwischen den deutsch und dänisch gesinnten Menschen ab, und welche Ortsansässigen nahmen damals besondere Rollen ein?
All diese Fragen und Ansätze könnte man doch anlässlich des Grenzjubiläums szenisch auf die Bühne bringen, so die Idee der deutschen Einrichtungen und Institutionen.
Der BDN-Ortsverein Tingleff, die deutsche Bücherei, die Nordschleswigsche Gemeinde und die Jündewatter Laienspielgruppe um Rolf Pfeiffer taten sich zusammen und beantragten erfolgreich Zuschüsse für eine Veranstaltung im Jubiläumsjahr der Wiederangliederung.
Corona kam dazwischen
An der Freilichtbühne sollte das Event stattfinden. Rolf Pfeifer, treibende Kraft der Jündewatter Laienspieler, machte sich ans Werk und begann, Theaterszenen auf Grundlage lokalhistorischer Informationen zu verfassen und dabei amüsante Momente einfließen zu lassen.
Dann kam Corona! Das Projekt mit Theater und Feier an der Waldbühne konnte nicht umgesetzt werden.
Was nun, fragten sich die Initiatoren. Sie hatten sich schon so viele Gedanken gemacht und auch Fördermittel über den Bund Deutscher Nordschleswiger, von der Kommune und dem „Genforenings“-Topf erhalten. Da müsste es doch eine Alternative geben.
Gesagt, getan. Statt kleiner Theaterszenen ist ein Chronikheft auf Deutsch entstanden mit Ereignissen und besonderen Persönlichkeiten im Raum Tingleff während und nach der Grenzziehung.
„100 Jahre Tingleff Miteinander – 100 år Tinglev i fælleskab“ lautet der Titel des 51-seitigen Heftes, das als „geschichtlicher und humorvoller Abriss des gemeinsamen Miteinanders in unserer Gemeinde“ gedacht ist.
Im Miteinander-Heft wird unter anderem auch die damalige Volkshochschule erwähnt.Foto: DN
Rolf Pfeifer stöberte in lokalhistorischen Werken und Archiven nach markanten und eben auch lustigen Ereignissen der damaligen Zeit und griff exemplarisch besondere Personen auf.
Beim Verfassen arbeitete das Redaktionsteam mit Rolf Pfeifer, Betty Weinschenck (BDN-Ortsvereinsvorsitzende), Büchereileiterin Mareike Poté und den Pastoren Astrid und Ole Cramer mit Hauke Grella zusammen, der als Leiter des Deutschen Museums in Sonderburg (Sønderborg) ein Auge auf die geschichtlichen Daten hielt.
So findet unter anderem die Geschichte der Volkshochschule mit der legendären Leiterin Martha Werther Erwähnung, die die Einrichtung von 1912 bis 1945 leitete.
Informationen und Anekdoten
Auch der Bürgermeister der ersten Stunden nach der Wiederangliederung, der Pastor, der Polizist, die Gemeindeschwester, ein bekannter Bauer, der Bibliothekar, die Lehrkräfte und sogar ein Hexenmeister jener Zeit werden in der Chronik beschrieben, stets ergänzt mit ausgefallenen Randnotizen zum deutsch-dänischen Miteinander.
Es gibt einiges zu schmunzeln, wie zum Beispiel über den Pastor, der damals eine Kutsche mit einem störrischen Pony zur Verfügung gestellt bekommt und seine Schäfchen nicht so richtig erreichen kann, oder über den dreisten Silberbesteck-Dieb von Jündewatt (Jyndevad), der sich schließlich als Elster entpuppt.
Das neue Auto für den Pastor, der mit einem Ponygespann einst nicht so gut zurechtkamFoto: DN
Amüsant auch die Geschichte über den Hofbesitzer Christian Jessen aus Brauderup (Broderup), der als begeisterter Leser Ende des 19. Jahrhunderts bei sich in der Stube die erste Bibliothek einrichtete und mit einem Holzkasten auf dem Rücken auch Bücher zu Leuten brachte. Er war gewissermaßen die erste (gehende) Fahrbücherei der Gegend.
Bringservice mit Hindernissen
Dass bei den Hausbesuchen auch mal der eine oder andere Schnaps angeboten wurde und Jessen am nächsten Tag die Route noch einmal ablaufen musste, da er nicht mehr wusste, wo er im Rausch den Bücherkasten gelassen hatte, lässt den Leser ebenfalls schmunzeln.
Polizisten von einstFoto: DN
Besonders lustig ist der Hausbesuch von Bürgermeister Martin B. Petersen 1928, als er auf der Suche nach Einnahmequellen für die Gemeinde als Vertreter der Versicherungsgesellschaft „Ny Danske“ bei einem deutsch gesinnten Bürger, ebenfalls mit Namen Petersen, anklopfte und sich mit „Petersen, Nye Danske“ vorstellte.
Der Heimdeutsche, als lustiger Zeitgenosse bekannt, antwortete mit: „Petersen, gammel Tysker“.
Die Leser können sich auf lustige Momente freuen. Das Heft ist nicht im Handel erhältlich, kann in der Deutschen Bücherei und in der dänischen Bibliothek aber ausgeliehen werden.
„Es sind mehrere Exemplare vorhanden. Jeweils so an die sechs Stück. Wir haben zudem den deutschen Schulen Hefte zukommen lassen“, so Rolf Pfeifer, der auch dem „Nordschleswiger“ ein Heft zur Verfügung stellte.
Das Jubiläumsheft zu 100 Jahre Grenzziehung kann in der Deutschen Bücherei und in der dänischen Bibliothek in Tingleff ausgeliehen werden.Foto: DN
Die büchereiegenen Exemplare werden gerade in der Zentralbücherei eingearbeitet und können voraussichtlich im Neuen Jahr ausgeliehen werden.
Aus den Tiefen des Lokalhistorischen Archiv Tingleffs stammen die ausgestellten Bilder Tingleffs durch die Jahre.
Ein Blick vom Kirchturm Richtung Osten, einmal aufgenommen 1902, einmal 1925, einmal 1960. Wie hat sich Tingleff in den Jahren verändert!
Und lag der Bahnhof damals außerhalb der Stadt, nur über einen Fußweg über die Felder zu erreichen, ist er heute umgeben von Gebäuden, die im Laufe der Zeit ihre Bestimmung und Aussehen verändert haben.
Bahnhof, Schulen, Volkshochschule / technische Bereitschaftsschule, Apotheken zeigen sich hier durch die letzten 100 Jahre. Besonders spannend für mich ist natürlich Rabens Gasthof, der alte Kirchenkrug, in dem sich heute die Bücherei befindet. Sogar eine Kutschdurchfahrt gab es früher im Gebäude, auf dem Bilde rechts zu sehen.
Bücher zu Tingleffs Geschichte liegen griffbereit, so dass man ohne weiteres mehr über die Vergangenheit erfahren kann.
Die Ausstellung ist noch bis zu unseren Sommerferien Ende Juli zu sehen.
P.S. Das Lokalhistorische Archiv in Tingleff bittet darum, dass man alte Briefe, Fotografien oder andere Zeitdokumente, die nicht mehr benötigt werden, im Archiv abgibt – damit werden sie für die Nachwelt erhalten.
Wie der Nordschleswiger berichtete, sind die Aufkleber für Tingleff, Sonderburg, Hadersleben, Tondern und Apenrade in den jeweiligen Büchereien erhältlich.
Eine schöne Möglichkeit, auf die kulturelle, historische Vielfalt unserer Grenzregion aufmerksam zu machen.
Die Vereine in Tingleff präsentieren sich einen Tag lang für die interessierte Bevölkerung.
28 Vereine haben sich bereits angemeldet und waren am Dienstag zur Großversammlung anwesend, wo Standorte, Aktivitäten und Zeitpunkte abgesprochen wurden.
Tinglev Bibliotek und Deutsche Bücherei Tingleff sind mit 5 anderen Vertretern Teil einer Projektgruppe, die die Veranstaltung planen. Genehmigungen wurden eingeholt, Sponsorate gesucht, von denen zwei am Dienstag überreicht wurden.
Jyske Sparekasse og Sydbank überreichen ihren Sponsorcheck an Werner Jensen von der Projektgruppe
Damit steht die Finanzierung, nun geht es an das Programm für den Tag. Die Eckpunkte sind festgelegt:
Der Sonnabend wird mit einem gemeinsamen Frühstück um 9.30 Uhr starten, auch hier werden Sponsoren tatkräftig beisteuern. Bürgermeister Thomas Andresen wird um 10 Uhr offiziell die Veranstaltung eröffnen. Die einzelnen Vereine werden sich an fünf verschiedenen Standorten in Tingleff präsentieren: am Bürgerhaus, an der Deutschen Sporthalle, am dänischen Idrætscenter, an der Reithalle und auf dem Gelände der Pfadfinder. Zwar sind alle Orte leicht mit dem Fahrrad erreichbar, trotzdem wird es eine Pferdekutsche geben, die die einzelnen Orte anfährt.
Die erste Skizze – wer wo mit wem zusammen…..
Die Vereine bieten im Laufe des Tages verschiedene Aktivitäten an und haben danach noch eine Woche Zeit, sich im Bürgerhaus auf Stellwänden zu präsentieren. Die Veranstaltung endet um 17 Uhr.
Das endgültige Programm und eine Präsentation aller beteiligten Vereine und Arrangeure wird im Wochenblatt veröffentlicht, bis dahin kann man die Vereine auch auf Facebook unter „Tinglev foreningsdag 2015“ kennenlernen.
Das alljährliche Gemeinschaftsfest der deutschen Institutionen und Vereine in Tingleff findet am Wochenende statt:
Sonnabend, 14.09.2013, 13 – 16 Uhr
Der Grønnevej wird gesperrt sein, und rund um den Schulhof präsentieren sich alle mit verschiedenen Ständen und Aktivitäten.
Auch wir sind wieder dabei – mal sehen, was wir uns dieses Jahr einfallen lassen? Lasst euch überraschen! Wir freuen uns auf euch – und hoffentlich überlegt sich das Wetter es noch einmal und zeigt sich von der besten Seite!