Susann Etienne, Büchereileiterin in der Deutschen Bücherei Sonderburg, hat eine bunte Mischung an Empfehlungen für uns bereit:
Das Hörbuch von Tilman Birr „On se left you see se Siegessäule“ ist „total witzig“, so ihr Urteil.
Tilman Birr liest im breiten Berlinerisch eine verkürzte Fassung seines Buches. Der Kabarettist schildert auf äußerst amüsante Weise seine Erlebnisse als „Stadtbildführer“ auf einem Spreedampfer. Er verzweifelt an Urbayern, die weder Deutsch noch Englisch können, schlägt sich mit den Ewig-Besserwissern herum und lässt uns an anderen Besonderlichkeiten und Verhaltensauffälligkeiten seiner Mitreisenden teilhaben. Dies auf eine so komische Art und Weise, dass man Lust bekommt, selbst mal eine Spreefahrt zu unternehmen, einmal, um Berlin kennenzulernen, aber ganz bestimmt auch, um seine Mitmenschen zu beobachten.
Auf die TV-Serie „House of Cards“ ist Susann zufällig gestoßen, als sie Ulrich Wickert, Journalist und Auslandskorrespondent, davon begeistert in einer Talkshow erzählen hörte.
Wer verstehen will, wie in Amerika Politik gemacht wird und wie es im Weißen Haus vor sich geht, bekommt mit dieser realtätsnahen Verfilmung einen guten Einblick. Diesem Urteil kann sie sich nur anschließen – „Superspannend!“
Die amerikanische Schriftstellerin und Drehbuchautorin Helen Hanff möchte Susann uns ans Herz legen.
„84 Charing Cross Road – eine Freundschaft in Briefen“ nimmt uns zurück in die 50er / 60er Jahre. Unzufrieden mit der Auswahl und Ausstattung der Bücher in den USA der damaligen Zeit macht sich Helen Hanff in Europa auf die Suche nach schöneren Ausgaben. Bücher sind ihrer Meinung nach mehr als bedrucktes Papier. Sie kontaktiert den Londoner Antiquar Frank Doel und beauftragt ihn mit der Suche nach den gewünschten Titeln. Mit der Zeit entwickelt sich ein reger Briefkontakt quer über den Atlantik, in dem die Liebe zu Büchern im Vordergrund steht. „Die Korrespondenz ist geistreich und schlagfertig, immer aber leidenschaftlich geführt.“ (Rheinischer Merkur), so der Klappentext. Helene Hanff freut sich besonders (anders als wir Bibliothekare), wenn die Vorbesitzer sich Notizen in den Büchern gemacht haben, die sie mit großem Interesse liest.
Auch zu ihrem Buch „Briefe aus New York“ sollte man greifen, so Susann. Helene Hanff lebt seit über 40 Jahren in New York, als das BBC sie bittet, für eine Radiosendung regelmäßig aus dem Leben in New York zu berichten. Die Geschichten, die dabei entstehen, geben Einblick in die turbulente, quirlige Millionenstadt der 70er und 80er Jahre und sind gleichzeitig eine Liebeserklärung an New York.
Passend zu der Sommerferien-Reisezeit-Stimmung hat uns Susann ein paar Reisebeschreibungen herausgesucht, die das Fernweh wecken. Etwas älter, aber unbedingt lesenswert ist Bill Bryson „Frühstück mit Bären“, das mittlerweile mit Robert Redford, Nick Nolte und Emma Thompson verfilmt wurde. Wenn man als amerikanischer Reiseschriftsteller und Journalist direkt am 3500 km langen Fernwanderweg „Appalachian Trails“ wohnt, sollte man ihn zumindestens einmal begangen haben, findet Bryson und macht sich, trotz Widerstände aus seiner Familie, auf den Weg. Einziger Reisegefährte ist sein früherer Schulfreund Katz, der als ehemaliger Alkoholiker und mit diversen Pfunden zu viel ein denkbar schlechter Wanderkammerat ist. Das Buch lebt von seiner witzigen Art, beschreibt eindrucksvoll die Menschen und Orte, die sie auf ihrem Wege treffen. Man verspürt fast Lust, selber loszuziehen.
Ungemein spannend und beeindruckend findet sie auch die Reiseschilderungen von Andreas Pröve, der trotz Querschnittslähmung die Welt im Rollstuhl bis zu den entfernstesten Winkeln bereist.
Zum Abschluß – um beim Thema USA zu bleiben – weist sie auf die Bücher des ehemaligen Washington-Korrespondenten Tom Buhrow und seiner amerikanischen Frau Sabine Stamer hin. In „Mein Amerika – dein Amerika“ und dem Nachfolger „Mein Deutschland – dein Deutschland“ sehen die beiden Autoren aus unterschiedlichen Blickwinkeln auf das jeweilige Heimatland. Sie beleuchten Eigenarten, Lebensweisen und Traditionen des Landes und tun dies auf eine unterhaltsame, intelligente und lesenswerte Art. Nach der Lektüre hat man Neues über sein Heimatland dazugelernt.
Damit wünscht Susann uns allen einen schönen Sommer 🙂